Lichtblick

Ausgabe 23 (05/2011) – Leseprobe

Martha Lukac

Martha Lukac,
geboren am 2.07.2010 (29+1 SSW) mit 35 Cm und 880 Gr.

Am 29.06.2010 bin ich mit einer Schwangerschaftsvergiftung in die Uniklinik Göttingen gekommen.(Mein aktueller Wohnort war Göttingen, doch die Umzugskartons waren gepackt und für den 10.07 war der Umzugswagen bestellt.


Nun war ich also von der einen Minute zur Anderen Risikoschwangere geworden. Ich hatte solche Angst! Mein Mann Milan ist sofort aus Hamburg gekommen, um mir beizustehen.
Die Ärzte haben uns gesagt, dass sie nicht wüssten wann es zur Geburt kommen würde. Es kann in einer Stunde soweit sein, man könnte aber auch noch vier Wochen schaffen. Je nachdem wie die Werte sind.Ich bekam sofort eine Aufklärung bezüglich der OP für den Kaiserschnitt und dann folgten diverse Untersuchungen. Dauerhaft wurde CTG geschrieben und Blutdruck gemessen. Zwei mal am Tag wurde Ultraschall gemacht und alle zwei Stunden wurde mir Blut abgenommen.


Im Abstand von 24 Stunden habe ich zwei Cortisonspritzen bekommen, um die Lungenreifung voranzutreiben. Es ging mir sehr schlecht, ich hatte so gut wie gar nicht geschlafen und durch das Liegen und das Voranschreiten der Schwangerschaftsvergiftung hatte ich sehr viel Wasser eingelagert. Nach zwei Tagen, also am 1.07 gab es eine vorsichtige Entwarnung, alle Werte waren soweit stabil. Die Ärzte waren zuversichtlich, dass sie die Schwangerschaft noch eine Zeit halten können würden.

Am 2.07 kam dann alles anders. Zunehmend wurden die Kindsbewegungen in meinem Bauch weniger. Per Ultraschall konnte man sehen, dass alles in Ordnung war (Herz, etc). Aber mein Baby hat sich einfach nicht mehr bewegt...wahrscheinlich um Energie zu sparen. Daraufhin haben die Ärzte um 17h entschieden dass sie jetzt einen Notkaiserschnitt durchführen wollen. Für 20h war die OP angesetzt, um 17.30h kam die Hebamme zu uns und teilte uns mit, dass alle Ärzte jetzt schon da sind und es los geht. Ich hatte nicht mal mehr Zeit meine Eltern anzurufen.Um 18.04h ist dann unsere Tochter Martha geboren. Mit einer Länge von 35cm und einem Gewicht von 880 Gr.. 11 Wochen zu früh!

Meine Erlebnisse mit den Bikern

Hallo liebes Elternhaus-Team,

ich heiße Celina, bin 10 Jahre alt und komme aus Moringen. Ich hatte Leukämie und war lange Zeit mit meinen Eltern auf der Station 4031 der Göttinger Kinderklinik.

Dort habe ich das erste Mal von den Bikern gehört, die zum Sommerfest des Elternhauses kommen würden. So war es auch am 1. September 2007 – ich war gerade mit Fieber wieder in die Klinik gekommen und bekam Antibiotika, mein Papa hatte Geburtstag, die Biker kamen und ich lag hier, na toll! Aber die Ärzte erlaubten uns für zwei Stunden ins Elternhaus zu gehen. Ich freute mich riesig, also verbrachten wir dort einen schönen Nachmittag, aber als wir knattern und brummen hörten, sind wir nach draußen und da kamen sie schon – einer nach dem anderen und alle Kinder freuten sich. Nur ich durfte nicht mitfahren! Das Wetter war nicht so schön und mein Papa hatte Angst, dass ich mir noch eine Erkältung zuziehe. Dann war da Klaus Hupe, er konnte meinen Papa beruhigen und so durfte ich gut eingepackt im Beiwagen mitfahre.

Es war hut zwei Wochen später, als die Biker wieder kamen und einen Scheck mit brachten für das Elternhaus. Wir Kinder durften dann noch mit den Bikern eine Runde um die Uni fahren. Auch ich! Es wurden Photos gemacht für die Zeitung usw., es war ein schöner und aufregender Nachmittag.

Sternstunden

Irgendwann im Herbst 2009 kam Klaus Hupe von den Eichsfelder Bikern zu uns ins Elternhaus, weil er große Neuigkeiten zu berichten habe und uns diese unbedingt persönlich überbringen wollte.

So saßen wir – Frau Ebert und ich – in unserem Büro und Klaus erzählte, dass er seit Jahren überlege, wie er außer den Aktionen mit den Bikern noch „etwas“ für die kranken Kinder tun könne und nun sei es ihm gelungen, einen Kontakt zur Peter-Maffay-Stiftung zu knüpfen, ebenso zur Volksbank Duderstadt und der Otto-Bock-Stiftung und wir könnten mit Kids eine Ferienfahrt machen. Demnächst wäre ein Treffen in Duderstadt mit den entsprechend autorisierten Menschen und dann würde alles konkreter dirkutiert.

Klaus strahlte uns an, war so glücklich, diese Initiative endlich realisieren zu können und ehemals kranken Kids sowie Geschwistern Freude bereiten zu können!

So fuhren wir recht zeitnah nach Duderstadt in die Volksbank begleitet von Frau Schulze-Konopka als erste Vorsitzende des Vereins Elternhilfe für das krebskranke Kind Göttingen, denn solche Aktivitäten wären ohne den Vorstand nicht möglich.

In dem Gespräch dort wurden wir informiert, dass wir wählen können zwischen der Finca auf Malloca und dem Sternstundenhaus in Tutzing/Oberbayern – beides Häuser für traumatisierte Kinder der Peter-Maffay-Stiftung. Die Finanzierung durch die Volksbank und die Otto-Bock-Stiftung stand wohl nahezu, die Elternhilfe brauchte „nur“ dieKosten für die Fahrt dorthin sowie das begleitende Personal stellen. Wir haben dann lange diskutiert, welches Reiseziel wir wählen sollten und zwei wesentliche Argumente bestimmten die Entscheidung – zum einen sollte in Tutzing eine Kinderkrankenschwester ständig vor Ort sein und wir scheuten uns, aus Spendengeldern Flüge nach Mallorca zu zahlen, so dass es sehr schnell klar war, wir fahren nach Oberbayern!

Viele Gespräche, viel Organisation und Vorarbeit war nötig bis wir am 16. Oktober um 9.58 Uhr super pünktlich für acht Tage in einem großen Reisebus der Firma Uhlendorf, die uns ein sehr gutes Angebot gemacht hatten, mit zwölf Kids Richtung Süden starteten.

Im Bus saßen Benjamin, Carolin, Celina, Elena, Enrico, Johanna, Julian, Katja, Lina, Mattes, Michelle, Timon sowie als begleitendes Team Anne Ebert, Dariusch Milani und Erika Söder.Wir waren wohl alle sehr gespannt auf das, was uns dort erwarten würde, wie die Angebote dort sein würden, das Haus, die Umgebung, das Essen, das Wetter, die Gruppe – wie es so vor einer großen Reise ist! Und es sind doch viele Kilometer, die zu bewältigen waren – zumal einige von den Kids ja schon vorher mehr oder weniger weit zu fahren hatten.

Um 18.10 Uhr erreichten wir das Sternstundenhaus in Peißenberg, wie der kleine Ort heißt und es herrschte Dauerregen. Das Haus ist sehr schön und wir beginnen mit der Zimmeraufteilung, die uns vor eine erste Herausforderung stellt, denn es sind fünf Jungen und es gibt drei Vierbett-Zimmer, also improvisieren wir und legen eine Matratze zusätzlich in das Jungenzimmer, das schon reichlich eng wirkt.

Nach dem Abendessen folgt die Erkundung des Hauses, das Auspacken der Koffer und was sonst so am ersten Abend mehr oder weniger lautstark statt findet – man nennt es auch Gruppenbildung ... Eine recht lange, überwiegend schlaflose laute Nacht beginnt und unser letzter Einsatz war um 2.30 Uhr im Jungenzimmer, da ein Handy  mit lauter Melodie klingelte. Es gehörte Mattes, der jedoch tief und fest schlief und wir anderen suchten das Handy, um es aus zu schalten!!!

Der nächste Tag, ein Sonntag bescherte uns erneut Dauerregen, dabei sollte es doch möglich sein, vom Haus aus die Berge zu sehen. Wir konnten höchstens 100m weit gucken in graue Nebelsuppe. Beim Frühstück fragte uns eine der beiden netten Küchenfeen, ob von uns jemand in den Gottesdienst gehen möchte. Es gab ein einstimmiges „Nein“, das mit der Frage: „Was, in die Glockendisco?“ zusätzlich kommentiert wurde.Später wurden wir dann offiziell begrüßt und es folgte ein weiterer Hausrundgang in alle Räume, die Vorstellung des Personals, eine Vorstellungsrunde innerhalb unserer Gruppe für Frau Speider, die für uns in der Woche die zuständige Ansprechpartnerin war und auch einige Angebote machte, die sie in dieser Runde uns auch präsentierte.

Nachmittags gab es ein kunsttherapeutisches Angebot – zunächst durften die Geschwister mit Frau Speider in den Kunstraum und sie begannen eine Schatzkiste zu gestalten und anschließend die gleiche Aufgabe mit der Gruppe der ehemals kranken Kids.

Wohl durch den wenigen Schlaf, den Dauerregen, das hellhörige Haus, die neue Situation, - war die Stimmung teilweise etwas gereizt und so kam es zum Konflikt zwischen zwei Jungen, der damit endete, das wir das erste Mal das Krankenhaus in Weilheim kennenlernten. Neben der medizinischen Diagnostik bekamen wir eine Einführung in die bayrische Mundart:

„Ahh im Zimmerle liegt scho oaner mit nackerte Fiars, geht’s halt in a andres Zimmerle!“ Alles Klar?

Es gab gottlob Entwarnung, nur eine leichte Zerrung war an der Halswirbelsäule.

Am Abend machen wir zum zweiten Mal unsere sog. Ei-Runde zu Fragen wie: was hat mir heute gefallen?, was nicht?, wie war der Tag? und anderes mehr. Dazu wurde ein Holzei herum gereicht, wer es in der Hand hatte, durfte reden und die anderen mußten zuhören. Es war schon eine Herausforderung, vor der ganzen Gruppe zu sprechen – Positives, aber auch schwierige Dinge zu benennen. So kam an dem Abend auch der Konflikt im Jungen-Zimmer in die Runde und wir wagten es, den einen Vorschlag aus der Gruppe umzusetzen, dass einer der Jungen zu drei Mädchen ins Zimmer ziehen sollte, da diese ein sehr großes Zimmer bewohnten. Insgesamt ist diese Lösung bis zur Abreise aufrecht erhalten worden, manchmal etwas schwierig, aber doch ein guter Weg.Anschließend spielten wir noch, von Lina angeleitet, das Spiel „Werwolf“ – mit einem Amor, einer Hexe, einer Seherin, den Dorfbewohnern und eben den Werwölfen.

Eine ruhigere Nacht beginnt und ab ca. 23.00 ist es still – wie wunderbar!Der Montag beginnt mit einer schlechten Botschaft, denn die Reittherapeutin und die Ergotherapeutin melden sich für die ganz Woche krank! Es regnet immer noch, wobei das Grau etwas heller wird! Wir überlegen mit Frau Speider, wie diese Ausfälle kompensiert werden könnten und die Kids doch einige der geplanten Unternehmungen erleben dürfen. Es ist nicht einfach, denn erstens gibt es klare Regeln wie z. B. dass die Reittherapie nur von bestimmten Menschen durchgeführt werden darf und zweitens gibt es kein Ersatzpersonal, so dass Improvisation gefragt ist!

So fahren wir am Vormittag mit einem VW-Bus und einem Taxi nach Weilheim, der nächst größeren Ortschaft und sehen uns den kleinen, recht schönen Ort an. Es ist endlich trocken, aber noch so diesig, dass nach wie vor keine Berge in Sicht sind. Ob es sie wohl überhaupt hier gibt? Diese Frage stellen wir uns schon.Wir bummeln in kleinen Grüppchen durch den überschaubaren Ort, gehen zusammen ein Eis essen, kaufen erste Postkarten und kleine Mitbringsel für die Zuhause gebliebenen. Es ist ein schönes Vormittag in guter Stimmung!Nachmittags wird doch das Klettern von Frau Speider möglich gemacht und alle sind ganz aufgeregt, manche haben schon Erfahrung an der Kletterwand und für andere ist es das erste Mal. Alle zeigen Höchstleistung und gehen an ihre Grenzen. Es ist für viele eine wertvolle Erfahrung, dass sie trotz vieler medizinischen Behandlungen mit ihrem Körper solche Aufgaben meistern können – sehr beeindruckend und alle können sehr stolz auf sich sein!!!

Nach dem Abendessen bei der „Ei-Runde“ ist erneut die Zimmerbelegung Thema und eine weitere kleine Veränderung innerhalb eines Zimmers wird besprochen – ein nächster Versuch einen guten Kompromiss zu finden und dieser hält dann auch wirklich bis zur Abreise.

Anschließend spielt ein Teil der Gruppe „Siedler von Catan“, eine kleine Runde findet sich im Kaminzimmer, wo ihnen vorgelesen wird, manche beschäftigen mit Einzelaktivitäten.

Eine weitere ruhige Nacht beginnt!

Der Dienstagmorgen wird erneut mit einem „medizinischen Bericht“ begonnen: zwei Mädels klagen über Hals- und Bauchweh, müssen dringend den Vormittag im Bett verbringen – es scheint, dass auch der wenige Schlaf seinen Tribut fordert. Ein weiteres Mädel klagt über Schmerzen und Frau Spreider, die auch Kinderkrankenschwester ist, vermutet eine leicht Zerrung. Bei einem Telefonat mit der Mutter äußert diese, dass sie die Schmerzen in der Klinik geklärt wissen möchte, gottlob stellen sie dort auch nix anderes fest!

Dann kann der Vormittag endlich thematisch beginnen und wir finden uns alle beim Musiktherapeuten ein. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, wer wir sind und welches Instrument jeder mal ausprobieren möchte, arbeitet er im Halbstundentakt mit Kleingruppen. Kurz vor dem Mittagessen treffen wir uns wieder alle bei ihm und starten eine gemeinsame Session mit den unterschiedlichsten Instrumenten (Klavier, Gitarren, E-Bass, Trommeln, Xylophon, Trompete ...) und doch bringen wir Wohlklingendes zustande! Außerdem hat der Vormittag viel Spaß gemacht! Einzig ein Junge testet die Grenzen aus und bekommt sie eindeutig gesetzt, was ihn schmollend die restliche Zeit erleiden lässt.

Am Nachmittag wird die kunsttherapeutische Arbeit an den Schatzkisten fortgesetzt – wieder beginnen die Geschwister und werden von den ehemals erkrankten Kids abgelöst. Die jeweils freie Gruppe fährt auf den Hohen Peißenberg und weil an dem Tag der erste klare Tag ist, sehen wir die Berge in voller Pracht vor uns – sogar die Zugspitze können wir sehen, ein beeindruckendes Panorama! Dort oben steht eine Wallfahrtskirche, in der man auch Kerzen mit ihrem Motiv kaufen kann, was ich auch tue und dabei entdecken auch die Kids diese Möglichkeit, kaufen teilweise eine für ihre Schatzkiste oder für die Familie zu Hause. Ein Buch, das dort ausliegt, in dem Wünsche, Fürbitten oder ein Dank notiert werden kann, wird von einem Jungen mit dem Eintrag versehen: „Ich hoffe, dass nicht mehr so viele Kinder an Krebs erkranken!“. Wir beginnen ein Gespräch über die Erkrankung, warum Gott so etwas zuläßt und anderes mehr – Momente, in denen diese Kids so unglaublich reif und erwachsen sind. Auch nach so vielen Jahren in dieser Arbeit sind dies die Augenblicke, die mich tief berühren und beeindrucken!

Am Abend gibt es ähnliche Angebote von uns wie am Vorabend: Vorlesen, Siedler von Catan spielen und mit vier Kids gehe ich in den Kunstraum, um sog. Keilrahmen mit Acrylfarben und anderen Materialien kunstvoll zu gestalten. Es entwickelt sich ein sehr intensives Gespräch über ihre Erkrankung, die Diagnosen, die Krankenhausaufenthalte, die Angst   – Erfahrungen, die diese Kids so sehr geprägt haben. Dabei wird auch sehr deutlich, dass diese Erlebnisse einerseits total belastend waren, und andererseits ihnen ganz viel Kraft vermittelt haben, denn sie haben den Kampf um ihr Leben gewonnen und das schafft auch Stärke!

Es war ein sehr schöner Abend, der dann jedoch leider abrupt kippte, denn im Jungenzimmer wurde eine Kissenschlacht veranstaltet, ein Junge wurde geschubst, stolperte und stürzte so unglücklich, dass wir uns große Sorgen machen und den Rettungsdienst anrufen. Diese nehmen ihn mit ins Krankenhaus nach Weilheim, in dem unsere Gruppe ja nun schon bekannt ist, denn zwei Besuche dort hatten wir bereits dort. Nachts gegen eins erhalten Frau Ebert und ich vorläufige Entwarnung, als Herr Milani zurück kommt und uns berichtet. Wir hatten sorgenvoll gewartet.  Sie behalten den Jungen für eine Nacht dort, zur Sicherheit und um am Morgen eine weiter Ultraschalluntersuchung zu machen, um mit Sicherheit innere Verletzungen auszuschließen. Er kommt mit einer heftigen Prellung davon!

Beim morgendlichen Frühstück gibt es von uns das sog. „Wort zum Mittwoch“, wo wir noch mal klare Regeln benennen, damit keine weiteren Verletzungen passieren und eine vorgezogene Rückfahrt nicht ausschließen – die Lage ist ernst!

Am Vormittag geht je eine Hälfte der Kids zum therapeutischen Reiten, dass eine Vertretung nun wenigstens in verkürzter Form anbietet, da die Kids sich fast alle total darauf gefreut hatten.

Nachmittags fahren wir zum Bergwerks-Museum  nach Peißenberg. Dort hatten wir zwei Stunden eine unglaublich kurzweilige Führung, die allen ganz viel Spaß gemacht hat. Die Gruppe hat mit großem Interesse verschiedenste Fragen gestellt. Eindrücklich für alle die Simulation einer Sprengung auf einer sog. Rüttelplatte, die uns alle völlig unerwartet traf. Da gab es doch eine heftige Schrecksekunde und den einen oder anderen Schrei!

Abends haben wir uns den Pizzaservice gegönnt und vier fünfziger Pizzen bestellt! Riesige Kartons wurden angeliefert und wir dachten zunächst, das schaffen wir nie, aber allesamt verschwanden sie in Windeseile in den Mägen.

Nach der obligatorischen Ei-Runde folgte ein recht ruhiger Abend mit ein paar kreativen Angeboten von uns. Es kehrte dann für unsere Gruppe früh Ruhe ein, was vielleicht auch an dem kompletten Stromausfall im Jungenzimmer lag.

Am Donnerstag machten wir noch mal einen Ausflug und fuhren nach Schongau, wo wir uns bummelnd, shoppend und schauend einen schönen Vormittag machten.

Der Nachmittag wurde wieder in der Geschwister- bzw. ehemals erkrankten Gruppe im Kunstatelier mit der Arbeit an den Schatzkisten verbracht. Diese wurden fertig gestellt und enthielten Krafttiere, Bilder sowie Glückssteine und noch ganz persönliche Dinge. Die jeweils freie Gruppe machte mit Frau Ebert einen Spaziergang zu einem Truppenübungsplatz in der Nähe. Es schien sogar die Sonne, eine neue Erfahrung für uns in Oberbayern ...  Abends gab es für alle ein Yoga- und Entspannungsangebot von Frau Ebert für die ganze Gruppe. Dies lief überraschenderweise ganz wunderbar, doch anschließend geht leider die Post ab und wir setzen uns mit drei Kids zu einer „Krisensitzung“ zusammen.

Am Freitag dürfen wir noch mal mit dem Musiktherapeuten einen Vormittag genießen, der wirklich viel Spaß macht. Der Nachmittag ist geprägt vom Abschied, denn wir machen mit Frau Speider eine Abschlussrunde – was hat uns gefallen, was hätten wir uns gewünscht und anderes mehr wurde besprochen. Wir überreichten dem Team vom Sternstundenhaus ein kleines Präsent als DANKESCHÖN für alles.

Danach machten auch wir eine Schlussrunde und baten alle, für jeden aus der Gruppe einen Wunsch aufzuschreiben, den wir demjenigen mit nach Hause geben wollen. Mehr oder weniger lange saßen, lagen wir nun in unserem Gruppenraum und formulierten unsere Wünsche füreinander und brachten sie zu Papier. Jeder hatte einen leuchtend gelbe Briefumschlag mit seinem Namen und in diesen wurden die Wünsche  ungelesen gesteckt. Der Umschlag wurde verschlossen und erst auf dem Parkplatz des Elternhauses nach der Rückkehr verteilt. Was da wohl so drin zu finden war? Ich bedanke mich für meine Wünsche und war ganz glücklich damit!

Abends haben wir ein bisschen  Party gemacht! Es gab auch eine wunderschöne Tanzeinlage von zwei Mädels, die ihnen großen Beifall bescherte – echt super! Gegen 23.00 Uhr läuteten wir das Ende ein und unsere letzte Nacht im Sternstundenhaus brach an.

Am Morgen war super pünktlich der Bus von Uhlendorf wieder da und brachte uns sicher nach Göttingen. Unterwegs kam per Handy noch die Nachricht, dass in einer Familie an dem Morgen ein Geschwisterkind gesund und munter geboren war! Herzlichen Glückwunsch und alles Gute!!!

Es war eine intensive, bunte, laute, leise, anstrengende, bewegende, berührende, fröhliche, lebendige, sportliche, kreative, musikalische, lollige ?, ................. Woche, die für die Kids sicher ein wunderbares Erlebnis war, manche Kontakte sind darüber hinaus bestehen geblieben und alle erinnern sich sicher gern an diese Tage mit all ihren Facetten.

Auch für mich war vieles ganz wunderschön, manches auch sehr anstrengend. Beeindruckend war, dass aus dem „Haufen“ Kids, der hier in Göttingen gestartet sind, trotz aller Unterschiede im Laufe der Woche eine tolle Gruppe geworden ist!Ich wünsche allen alles Gute und immer wieder schöne Erfahrungen, die das Leben bunt und lebenswert machen!!!

Erika Söder

25 Jahre Elternhilfe - viele Gründe für ein Fest

Vor 25 Jahren gründeten betroffene Eltern die Elternhilfe für das krebskranke Kind Göttingen e. V.. Damals gab es noch wenige derartige Vereine und diese Arbeit steckte in den Kinderschuhen. Es waren Eltern, die wahrgenommen haben, dass es neben der eigenen Betroffenheit wichtig ist, eine Lobby zu etablieren, die für eben solche Familien mit einem krebskranken Kind bessere Bedingungen während der stationären Zeit schafft.

Sie betraten Neuland in der Zusammenarbeit mit Ärzten, Pflegepersonal, Erzieherin sowie der psychosozialen Mitarbeiterin – also dem gesamten Team der Kinderonkologischen Station – gemeinsam eine Atmosphäre zu gestalten, die es den Familien erleichtert, diese schwere Zeit zu schaffen.

Es wurde um Spenden geworben, um die Station besser auszustatten, um Familien, die durch die Erkrankung ihres Kindes in finanzielle Not gerieten, zu unterstützen, teilweise wurden Personalstellen finanziert, wissenschaftliche Forschungsprojekte mit einer Finanzierung angeschoben und vieles andere mehr!

Ein zweites mindestens genau so wichtiges Anliegen, war die Förderung von Solidarität und Austausch der Betroffenen – ein bisschen nach der alten Maxime „Gemeinsam sind wir stark“!

Schwächt doch eine solche Diagnose Krebs die Familie in ihren Grundfesten, so ist es hilfreich, zu spüren, es ist zu schaffen, ich bekomme Hilfe und damit die notwendige Stärke, diese Herausforderung zu bewältigen.

Noch immer gibt es Mitglieder in diesem heutigen Vorstand, die damals schon mit großem Engagement dabei waren. Die mit einer Vision, konstruktiven Ideen unglaublich viel bewegt haben und auch weiterhin bewegen wollen.

Manchmal ist es nicht einfach, einerseits die Interessen der Familien im Blick zu haben und andererseits sich strukturellen Bedingungen in der Klinik, den Krankenkassen gegenüber zu sehen, die ihrerseits teilweise andere Interessen verfolgen. Eine Gradwanderung!

Die auf der Einladung beschriebenen, an die Buchstaben des Namens ELTERNHILFE angefügten Begriffe, fassen aus ganz besondere Weise die Arbeit der Elternhilfe zusammen – lesen Sie doch noch mal nach!

An dem Tag des Festes spielte jedoch all das keine Rolle, es wurden zwar auch ein paar offizielle Ansprachen gehalten, aber der größte Teil war geprägt vom gemeinsamen Feiern, zusammen zu essen, mit `nem Sekt anzustoßen, wunderbare Musik zu hören und vor allem miteinander ins Gespräch zu kommen. Dabei fiel sicher mehr als einmal der Satz: „Weißt du noch?“, manche Anekdote wurde berichtet und es wurde des Öfteren herzhaft gelacht.

Es war ein sehr schönes Fest! Danke allen Akteuren, die ihren Anteil zum Gelingen beigetragen haben. Alles Gute für alle, die sich in der Vergangenheit und Gegenwart für die Elternhilfe engagiert haben bzw. engagieren und:  auf die nächsten Jahre!



Erika Söder

Rede zu Otfrieds Ehrung

Sehr geehrter Herr Stadtrat Suermann,
Sehr verehrte Gäste,
Liebe Dörte,
Mein lieber Otfried,

Als Du mir erzählt hast, dass Dir die heutige Auszeichnung zuteil wird, habe ich innerlich 3 X  laut JA gerufen.

1.    JA, es hat den Richtigen getroffen.

Wenn man so die Nachrichten liest, wundert man sich schon manchmal, wem alles das Bundesverdienstkreuz verliehen wird.

2.    JA, er hat es verdient.

Du hast eine fast 25jährige ehrenamtliche Tätigkeit hinter Dir, und hoffentlich noch viele Jahre vor Dir.

Du hast die Elternhilfe und in den letzten 10 Jahren „KIMBU“ maßgeblich geprägt.
Du hast Dein großes Ziel, krebs- und schwerkranken Kindern eine Zukunft zu geben, nie aus den Augen verloren.
Du hast dafür viele dicke Bretter bohren müssen, manche Niederlage einstecken müssen, aber auch große Fortschritte erzielt.

Ich möchte jetzt nicht die vielen Runden, Eckigen, und Quadratischen Tische aufzählen, an denen DU sitzt und dort die Themen in unendlicher Geduld vorantreibst.
Ich, wäre da schon manchmal längst explodiert.

Wir als Vorstand geben zu, werden manchmal von Deinem Tempo überrannt,
und manchmal sagen wir auch:
„Otfried, nicht wieder eine neue Baustelle“
oder, ich als Kassenwart:
„Was kostet es diesmal?“

3.    JA,  die Ehrung soll an den Wurzeln seines Schaffens stattfinden,
hier im Elternhaus, dort wo alles begann.

Ich persönlich freue mich, mit Dir schon 18 Jahre Vorstandsarbeit gemeinsam zu erleben. Ich habe gelernt von Dir, vor allem Deine ruhige Art die Dinge zu betrachten.
Du bist ein Weltmeister des Ausgleichs.
Wir haben viel erreicht, auch wenn wir beide gegenseitig Abstimmungsniederlagen einstecken mussten, aber gute Vorstandsarbeit zeichnet sich doch dadurch aus, dass nicht immer „Friede, Freude, Eierkuchen“ herrscht.
Die Bilanz unserer Vorstandsarbeit, da meine ich natürlich alle Vorstandsmitglieder, kann sich sehen lassen.
Letztes Beispiel ist  der Neubau für Kimbu.

Lieber Otfried,
wir, der Vorstand, und das ganze Team des Elternhauses freuen uns über Deine Ehrung und gratulieren Dir, sie soll Ansporn für Dich sein, für weitere fruchtbare Arbeit zum Wohle unserer kranken Kinder.

Wir möchten Dir auch ein kleines Geschenk überreichen. Ein Bild von einer bekannten Hobby- Künstlerin, die heute leider durch Krankheit verhindert ist.
Das Bild hat Symbol-Charakter, es ist unser Elternhaus.

Mir bleibt zum Schluss nur zu sagen
„Bleib gesund und vital wie immer.“

Danke für Ihre Aufmerksamkeit                               Harald Germandi
                                                                         Göttingen, 23.10.2009