Interview mit Marlies Schulze ten Berge

10 Fragen an unsere ehrenamtliche Mitarbeiterin

Ehrenamtliche Lichtblicke im Elternhaus

Marlies Schulze ten Berge

1. Angaben zu deiner Person:
Ich bin 68 Jahre alt, verwitwet, habe zwei erwachsene Kinder und zu meiner größten Freude auch zwei Enkeltöchter.Seit zwei Jahren bin ich pensioniert, nachdem ich über 40 Jahre im Schuldienst als Lehrerin tätig war.Nun habe ich Zeit, meinen Leidenschaften zu folgen wie Zeit mit meinen Enkelkindern zu verbringen oder fremde Länder zu bereisen oder auch „nur“ zu Hause lesen, wann und solange ich Lust dazu habe.

2. Was oder wer hat Dich dazu bewogen, dich im Elternhaus ehrenamtlich zu engagieren?
In meiner Zeit als Lehrerin war es mir schon immer wichtig, dass Kinder , die gesund sind und eine gesichertes Zuhause haben, auch die „andere Seite“ des Lebens kennenlernen. So habe ich mit den Schülern gemeinsam mindestens einmal im Jahr Geld gesammelt durch Tombolas, Verkauf von selbst Geschriebenem wie Schülerzeitungen oder selbst Gebasteltem wie Grußkarten, Allerlei für den Garten oder Ähnliches. Sehr häufig haben wir Aktionen gestartet, wo das Elternhaus als Spendenadressat feststand.Dadurch wurde mir dann irgendwann die Elternhauszeitung zugestellt und so konnte der Kontakt zu kranken Kindern festgemacht werden.Nach meiner Pensionierung habe ich mir gedacht, dass ich nun die Zeit als Spende geben könnte, also bin jetzt seit gut eineinhalb Jahren ehrenamtlich im Elternhaus tätig.

3. Wie war dein erster Eindruck, als du das Elternhaus betreten bzw. kennen gelernt hast?
Ich kannte das Elternhaus ja von Fotos. Doch als ich das erste Mal alles im Original gesehen habe, war ich von der Weitläufigkeit und der Helle sehr angetan, auch dass an Anschaffungen von Fahrrädern, Kinderwagen etc gedacht worden ist.Am meisten hat mich doch die freundliche sowie herzliche und sehr persönliche Atmosphäre zwischen Mitarbeitern, Eltern und Gästen beeindruckt. Das war dann der Augenblick, der meinen Beschluss stärkte, hier als ehrenamtliche Mitarbeiterin die Arbeit zu unterstützen.

4. Welcher ehrenamtliche Einsatzbereich im Elternhaus macht Dir besonders viel Spaß und warum?
Ich arbeite eigentlich in vielen Bereichen mit, sei es das Vorbereiten und die Durchführung eines Basars oder eines anderen Events, die Unterstützung bei der Bücherei oder was eben gerade anfällt. So habe ich schon viele Ehrenamtliche neu kennen- und schätzen gelernt. Es ist immer eine fröhliche Runde.Am liebsten jedoch koche ich. So freue ich mich auch auf die Abende, wenn wir für die Eltern kochen. Das Bestimmen des Themas, das Aussuchen der Gerichte , die Absprache mit der Kochpartnerin, das Finden der Dekoration machen einfach Freude. Wenn dann noch die Eltern zahlreich erscheinen, es ihnen gut schmeckt und wenn man bemerkt, wie die Atmosphäre sich lockert und ganz entspannt das Essen genossen wird, dann hat man auch selbst einen wirklich schönen Abend.

5. Gab es bereits ein prägendes Erlebnis oder eine prägende Begegnung für Dich bei deiner ehrenamtlichen Arbeit im Elternhaus? Verrätst Du uns welche/s?
Ich bin jedes Mal beeindruckt, wenn die betroffenen Eltern ihre jetztigen Lebensumstände betreffend Krankheiten ihrer Kinder oder Leben im Elternhaus im Gegensatz zum Leben in der Familie schildern. In diesen Gesprächen entwickelt sich häufig eine persönliche Bindung, man nimmt vermehrt Anteil an dem Schicksal.Eine besondere Begegnung hatte ich mit einer Jugendlichen, die sich am Ende der Chemotherapie befand. Sie erzählte mir von ihren weiteren Plänen, besonders im schulischen Bereich. Da sie ein wenig unsicher war, sagte ich ihr meine Unterstützung zu und gab ihr meine Telefonnummer. Eine Woche später ist sie gestorben. Das hat mich sehr getroffen, aber auch ein wenig demütig gemacht.

6. Wie wurdest du auf Dein Ehrenamt im Elternhaus vorbereitet?
Die Mitarbeiter im Elternhaus sowie der Vorstand stellten uns die Einrichtung und die Aufgaben, die wir als Ehrenamtliche übernehmen konnten, in Form von Seminaren vor. In den Gesprächsrunden darüber konnte ich mich zu mehren Tätigkeiten zuordnen und sagen: Ja, das ist genau mein Ding, nämlich Eltern in diesen schwierigen Situationen ein wenig beizustehen, sie zu verwöhnen oder auch einfach nur da zu sein.

7. Wie würdest Du die Zusammenarbeit mit der Elternhaus-Crew und dem Vorstand beschreiben? Fühlst du dich ausreichend informiert und integriert?
Wie ich vorher schon erwähnte, hat mich die herzliche Art und Weise wie alle im Elternhaus miteinander umgehen, sehr beeindruckt .Da spielt es keinen Rolle, ob man zum Vorstand gehört oder zur festangestellten Crew oder als ehrenamtliche Mitarbeiterin tätig ist. Alle Informationen stehen zur Verfügung, genauso wie das in einer großen Familie üblich sein sollte.

8. Was gibt Dir das Ehrenamt im Elternhaus persönlich? Hast Du eine neue Seite an dir entdeckt?
Ich war schon immer in irgendeiner Form sozial tätig. Durch meinen Einsatz im Elternhaus habe ich ganz andere Schicksale kennengelernt und gesehen, wie bewundernswert diese viele Betroffene meistern. Erfreulich ist auch, dass unter meinen Mitstreitern viele jüngere Menschen sind, die sich dieser Aufgabe widmen.Dies alles zusammen genommen ist Teil meines jetztigen Lebens geworden.

9. Möchtest Du uns noch Anregungen, Kritik oder Visionen zum Thema Ehrenamt im Elternhaus mitteilen?
Ich wünsche mir, dass das WIR-Gefühl bei allen vorhanden ist, gepflegt wird und somit erhalten bleibt.

10. Würdest Du unseren LeserInnen als letzte Frage dein Lebensmotto oder dein Lieblingsspruch oder –zitat verraten?
Eigentlich sind es zwei Sprüche, die mich mein ganzes Leben schon begleiten und die ich auch immer und überall weitergebe.Zum einen ist es Churchill mit „Es kann geschehen, dass man hinfällt. Unverzeihlich ist nur, nicht wieder aufzustehen.“ ;zum anderen ein chinesisches Sprichwort„Der Tag ist ganz und gar verloren, an dem du nicht gelacht hast.“.