Buch: Mut & Wut

Wenn Kinder lebensbedrohlich erkranken

Wenn das Leben eines Kindes durch Krebs oder eine andere Krankheit massiv bedroht ist, wird die ganze Familie in eine andere, unsichere Welt katapultiert. Weitgehend ohne Vorkenntnisse muss sie ihren Weg gehen. Dieses Buch versammelt sehr berührende und eindrückliche Berichte betroffener Jugendlicher, Eltern und Geschwister. Sie zeugen von großer Stärke und machen Mut und Hoffnung.

Die sehr persönlichen Geschichten handeln von lebensbedrohlichen Krisen, von Durchhalten und Entschlossenheit und von Hoffnung, am Ende das Leben zurückzugewinnen. Aber nicht immer siegt das Leben, sondern Familien müssen um ihr totes Kind trauern. In den Schilderungen wird deutlich, dass die Erfahrungen mit dem Erleben der Krankheit sehr vielschichtig sind, sie manchmal sogar als bereichernd erlebt werden oder die bisherige Lebensgestaltung deutlich verändert. Die Werte können sich wandeln und den Familienalltag in anderer Weise prägen. So überwiegt bei allem Leid, das die Kinder und ihre Familien durchmachen müssen, die Erfahrung, dass es auch danach ein lebenswertes Leben geben kann.

In diesem Prozess finden viele Familien in sog. Elternhäusern wertvolle Unterstützung - Einrichtungen, in denen die Eltern während des stationären Aufenthaltes ihres Kindes wohnen können. Am Beispiel des Elternhauses in Göttingen wird das Konzept der psychosozialen Begleitung vorgestellt. Die Begleitung geht auch nach dem Ende der akuten Behandlung in der Klinik weiter. Eltern berichten über die Schwierigkeiten und gelungenen Projekte der Nachsorge.

Ein Serviceteil mit hilfreichen Adressen und Anlaufstellen rundet das Buch ab.

Leseprobe

Des Weiteren habe ich durch die Erkrankung einiges lernen dürfen, was andere erst sehr spät oder gar nicht herausfinden: Die Möglichkeit des eigenen Todes besitzt eine stark motivierende Kraft. Wenn Ärzte einem sagen: »Wir wissen nicht, ob wir dir hel- fen können«, werden auf einmal Dinge wichtig, die man eigentlich schon längst aufgegeben hat. Man hält sich nicht mehr mit Klei- nigkeiten auf oder deutet diese als Hindernisse. Was ich auch auf meine Erfahrung mit der Erkrankung zurückführe, ist die ständige Bemühung, meine Mitmenschen in ihrer einzigartigen Lebenswelt zu verstehen.
Jonas T.

Ich bin für jeden Tag dankbar, den ich mit meinem Bruder verbrin- gen kann. Ich weiß aber auch, dass es jeden Tag schlimmer werden könnte, bei all den Diagnosen und Gefahren. Ich bereue keinen einzigen Augenblick und keinen einzigen Tag, denn sie machten uns zu den Menschen, die wir heute sind: eine geprägte, aber über- glückliche,eng zusammenhaltende und verrückte Familie.
Katja T.

Otfried Gericke ist betroffener Vater eines mit 14 Jahren an einem Hirntumor verstorbenen Sohnes, Mitbegründer des Göttinger Elternhauses und Elternhausbeauftragter des Vereins »Elternhilfe für das krebskranke Kind Göttingen e.V.«.

Erika Söder ist Diplom-Pädagogin und systemische Familien- und Paartherapeutin und war Mitarbeiterin des psychosozialen Teams des Göttinger Elternhauses.

BALANCE buch + medien verlag, Köln 2023 1. Auflage 2023 ISBN: 978-3-86739-273-0
ISBN E-Book (PDF): 978-3-86739-274-7
Preis: 18,00 €

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